Aktfotografie - mehr als nackte Tatsachen

Bilder von teilweise oder völlig entblößten Körpern gehören zu den ältesten Werken der Fotografie. Wie sie sich zu einer eigenen Kunstform entwickelt haben, erfährst Du hier:

Die Ursprünge der Aktfotografie

Die nachweislich ältesten Aktaufnahmen datieren aus dem Jahr 1853 - und sind damit nur wenig jünger als das Medium selbst. Urheber war der Maler Eugène Delacroix, der nach einer preiswerten Alternative zum kosten- und zeitaufwändigen Model-Stehen suchte. Die Ergebnisse des von ihm initiierten Fotoshootings kamen als sogenannte Akademien in Umlauf und dienten Kunststudenten als Grundlage für Gemälde, Stiche und Skulpturen. Gleichzeitig avancierten die Bilder zu begehrten Tausch- und Sammelobjekten, denn Aktaufnahmen waren nur zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt.

Aktfotografie als Spiegel der Gesellschaft

Natürlich hielt sich nicht jeder Fotograf an das Verbot. Zunehmend mehr Lichtbildner begannen, die Körperstudien künstlerisch aufzuwerten. Aus reinen Posing-Aufnahmen wurden schnell aufreizende Fotos. Sie zeigten Frauen in Dessous, Models beim Küssen oder Paare in erotischen Stellungen. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten solche Abbildungen in den 1920er Jahren, wo sie zum Ausdruck tiefgreifender Umbrüche wurden. Die typische Aktfotografie dieser Zeit konzentrierte sich auf knabenhaft gebaute, selbstbewusste Damen und gleichgeschlechtliche oder polyamore Erotik.

Aktfotografie als künstlerisches Ausdrucksmittel

Nach der Instrumentalisierung für die NS-Rassenpolitik erlebten Aktaufnahmen um 1970 eine zweite Blütezeit. Jetzt stand nicht mehr das unbekleidete Model im Fokus - sondern seine Wechselwirkung mit dem Umfeld: Landschaften, Räume und Gegenstände wurden zu wichtigen Protagonisten der Aktfotografie. Die entsprechend inszenierten Bilder waren oft hochästhetisch; konnten aber auch provokant wirken und kontroverse Diskussionen auslösen. Bekannte Vertreter dieser Ära sind der deutsche Fotograf Klaus Enders und der US-amerikanische Künstler Robert Mapplethorpe.

Aktfotografie heute

Moderne Aktaufnahmen rücken das Model wieder stärker in den Fokus; betonen jedoch weniger dessen Nacktheit als vielmehr die Individualität seines Körpers. Zu diesem Zweck kann sich der Fotograf unterschiedlicher Darstellungsformen bedienen:
- den klassischen Vollakt, bei dem die Abgebildeten ganz nackt sind und vor einem meist schlichten Hintergrund agieren
- den ebenso bekannten Halbakt, bei dem das Model nur teilweise entblößt ist; einzelne Körperregionen bleiben unter Kleidungsstücken oder drapiertem Stoff verborgen
- den verdeckten Akt, bei dem Betrachtern die Vollansicht des Models genommen wird, weil es hinter Objekten posiert und daher nur partiell zu sehen ist
- den detaillierten Akt, bei dem der Fotograf auf bestimmte Körperpartien fokussiert, sodass Formen, Farben und Strukturen stärker hervortreten. Dadurch entsteht ein verfremdender oder abstrahierender Effekt, der das Model anonym macht.

Voraussetzungen für überzeugende Aktaufnahmen

Neben dem Blickwinkel des Künstlers spielen auch die Lichtverhältnisse und die Reduzierung von Farbigkeit zentrale Rollen in der Aktfotografie. Vor allem aber lebt sie von einem gewissen Vertrauensverhältnis. In der Regel geht den Aufnahmen ein längeres Gespräch voraus, bei dem sich Model und Fotograf aufeinander einstimmen. Dabei gleichen sie einerseits künstlerische Vorstellungen ab; andererseits loten sie die Chemie zwischen sich aus. Gegenseitige Sympathie und ein Höchstmaß an Einfühlungsvermögen schaffen ideale Bedingungen für ein Akt-Shooting - ganz gleich, ob die Aufnahmen im Rahmen einer Kampagne entstehen oder einen besonderen Beitrag zu Deinem Modelbook leisten sollen.