Indigen und stolz darauf - Native People als neue Super-Models
Noch vor wenigen Jahren hatten es indigen geprägte Darsteller schwer, gegen weiße Models zu bestehen. Sie wurden allenfalls auf ihr exotisches Aussehen reduziert; mussten es jedoch soweit wie möglich an europäische Gewohnheiten anpassen. Heute werden die Eigenheiten von Native People bei Fashion-Shows explizit hervorgehoben - und machen indigene Models zu wichtigen Leitfiguren ihrer Abstammungsregion.
Wann ist ein Model indigen?
Schätzungen zufolge fallen rund 600 Millionen Menschen unter die Bezeichnung "indigen". Sie verteilen sich auf etwa 5.000 Völker mit jeweils eigener Sprache und Kultur, die über alle Kontinente und Klimazonen der Erde verbreitet sind. Obwohl der Begriff mittlerweile umstritten ist, wird er weltweit auf gleiche Weise gedeutet: "Indigen" sind Völker oder Volksgruppen, die bereits vor der Konquistation, Missionarisierung oder Kolonialisierung in einem Land lebten - also sehr viel eher, als Europäer ihre vermeintlichen Rechte dort geltend machten. Menschen, die einer dieser Gruppen entstammen, werden als Indigene oder Natives bzw. Native People bezeichnet - das heißt so viel wie Eingeborene oder Einheimische; kann aber auch mit "Ursprüngliche" oder "Verbundene" übersetzt werden.
Was zeichnet indigene Models aus?
Verwandtschaft oder Äußerlichkeiten reichen jedoch nicht aus, um als indigenes Model gecoacht zu werden. Nur, wenn eine Person im Auftreten sowie der gesamten Selbstdarstellung deutlichen Bezug zur ihrer Herkunft nimmt, hat sie die Chance bei einem Casting für native People zu überzeugen. Anders als in vergangenen Zeiten entscheidet nicht exotisches Aussehen, sondern Authentizität über die Eignung als indigenes Model. In Frage kommende Protagonisten sollen die Eigenheiten ihrer Volksgruppe herausstellen und das Besondere ihrer Abstammung betonen.
Gibt es bekannte Vorbilder für indigene Models?
Genau in diesem Sinne agierten auch die Vorreiter der gefragten Indi-Models - allen voran Yalitza Aparicio, das erste native Cover-Model der Zeitschrift VOGUE. Für das Titelfoto posierte sie in der traditionellen Frauenkleidung ihres Stammes, den Mixteken im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Ähnlich verbunden zeigt sich Quannah Chasinghorse aus dem nördlichen Kanada. Ihr Volk Hän Gwich'in ist unmittelbar von der Klimakatastrophe betroffen - weswegen Quannah sich als Umweltaktivistin betätigte. Die dabei sichtbaren Model-Qualitäten machten sie zur gefragten Botschafterin für einheimische Mode und nachhaltige regionale Marken. Auch Maleesha Kharwa fühlt sich ihrer Abstammung stark verbunden. Im Alter von 16 Jahren wurde sie in den Slums von Mumbai entdeckt, wo sie mit ihrer Familie in einer provisorischen Hütte aus Stöcken lebte. Hierher zieht es sie als Kosmetik-Model noch immer zurück, denn sie weiß: die Menschen dort brauchen ihre Unterstützung! Das wohl bekannteste Gesicht der Branche gehört dem gebürtigen Hawaiianer Jason Momoa. Er bestand schon in den 1990er-Jahren gegen weiße Models und ist seit 2005 als Schauspieler tätig. Angelehnt an seine Rolle als Aquaman hat Momoa eine Trinkwasser-Marke gegründet, die ihr Produkt in umweltfreundlichen Aluminiumflaschen verkauft und regelmäßig Plastikmüll aus den Meeren fischt.
Wie überzeuge ich als indigenes Model?
Du siehst bzw. liest: Die meisten indigenen Models nutzen ihren Status für gute Zwecke. Indem sie die Situation einzelner Stämme publik machen, wecken sie Aufmerksamkeit für die Native People ihrer Heimat - und unterstützen so den schwierigen Kampf um Territorien, kulturelles Erbe oder allgemeine Anerkennung. Auch Du kannst einen Beitrag dazu leisten, indem Du Deine indigenen Wurzeln im Model- oder Webbook betonst. Statt Dich für Fotos wie weiße Models zu kleiden oder zu frisieren, soll das Spezielle Deiner Ethnie und Deiner Kultur zum Tragen kommen. Zeig Dich mit Naturkrause, in Stammestracht oder mit den typischen Tattoos Deines Volkes - kurz: allem, was indigene Models so besonders macht. Wir freuen uns auf Deine Bewerbung!